Herr Schindzielorz, die Aufarbeitung des Becherwurfs hat längst begonnen. Was ging Ihnen am Tag danach durch den Kopf?
Es war eine Situation, die uns bis in die späten Stunden beschäftigt hat. Wir haben bereits versucht, alles in unseren Mitteln stehende zu tun, um auch der Polizei Hilfestellung zu leisten, damit der oder die Täter ermittelt werden können. Die Nacht war sehr kurz, das Frühstück ist auch ausgefallen. Wir sind nach wie vor bei der Aufarbeitung, dass der Täter schnellstmöglich ermittelt werden kann und wir uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren können.
Fühlen Sie sich bei solchen Vorfällen als Verantwortlicher für einen kurzen Augenblick ohnmächtig?
Ich glaube, dass sich bei dieser sehr unangenehmen Situation alle Beteiligten ohnmächtig fühlen. Sowohl die Verantwortlichen, als auch die Spieler beider Mannschaften und auch die Zuschauer, die das Spiel genießen und ihre Mannschaft unterstützen wollten. Es ist kein schönes Gefühl, wenn das von einigen Wenigen gestört wird und eine Situation herbeigeführt wird, in der ein Spiel nicht auf sportlichem Weg entschieden wird, sondern aufgrund einer Verletzung des Schiedsrichters das Spiel abgebrochen werden muss.
Hatten Sie Gelegenheit mit dem Schiedsrichter zu sprechen?
Gemeinsam mit den Verantwortlichen von Borussia Mönchengladbach haben wir, als das Spiel abgebrochen wurde, intensiv mit dem Haupt-Schiedsrichter sprechen können. Der Linienrichter war nicht im Raum. Von Vereinsseite habe ich den Assistenten kurz besucht, habe ihm alles Gute und gute Besserung gewünscht und mich für den Vorfall entschuldigt.
Was kann der VfL jetzt tun?
In erster Linie versuchen wir aktuell mit den Behörden und der Polizei eng zusammen zu arbeiten und alles in unserer Macht stehende zu tun, dazu beizutragen, dass der oder die Täter ermittelt werden können. Das ist das Wichtigste. In der Vergangenheit haben wir immer wieder darauf hingewiesen, dass das Werfen von Bechern zu unterlassen ist, unter anderem mit dem Video mit dem Kapitän gestern. Wir werden uns weitere Maßnahmen überlegen und uns intensiv Gedanken machen müssen, das einzudämmen. Fakt ist: So soll der VfL nicht wahrgenommen werden, sondern so, wie es bisher immer der Fall war, als Verein, der Fairness lebt, wo im Stadion wunderbare Stimmung herrscht und der Fußball im Vordergrund steht.
Welche Strafen kommen auf den VfL zu?
Der Kontrollausschuss wird sich intensiv und zeitnah mit der Thematik auseinandersetzen. Für mich ist nicht vorhersehbar, welche Strafe auf uns zukommt. Ich gehe davon aus, dass eine Spielwertung gegen den VfL Bochum ausfallen wird. Was darüber hinaus dazukommen wird, möchte ich keine Spekulation anstellen. Ich glaube, dass es eine empfindliche Strafe geben wird, weil der Vorfall nicht zu verharmlosen ist.
Wie werten Sie persönlichen diesen Spielabbruch? War es für Sie das schlimmste Erlebnis Ihrer Laufbahn als Spieler und Verantwortlicher?
Ich bin mittlerweile seit fast 25 Jahren im Profifußball unterwegs. Ich habe viele Situationen erlebt, die positiv und angenehm waren und viele Dinge, die nicht so gut gelaufen sind und negativ im Gedächtnis bleiben. Allerdings hatten all diese Situationen immer rein mit dem Spiel und dem Sport zu tun. Das ist in diesem Fall anders. Es ist das erste Mal für mich persönlich, dass es so einen Vorfall gibt, der sehr gravierend ist. Ich würde schon bejahen, dass es das Schlimmste ist, was ich im Profisport erlebt habe. Ich hoffe, dass wir das lückenlos aufarbeiten, den oder die Täter ermitteln und uns wieder den sportlichen Dingen widmen können.
Wie bewerten Sie den Imageschaden?
Wir haben sehr viele Menschen, die sehr viel Kraft und Zeit in den letzten Monaten und Jahren investiert haben, um das Image des VfL Bochum positiv darzustellen. Ich glaube, die Auftritte der Mannschaft, speziell in dieser und vergangener Saison und auf den Tribünen bei Heim- und Auswärtsspielen, haben gezeigt, dass der VfL eine absolute Bereicherung für die Liga ist. Der Vorfall vom Freitagabend bedeutet einen großen Imageschaden und wirft einen Schatten auf die ganze Arbeit, die wir investiert haben. Aber wir werden nicht aufhören und werden sehr hart arbeiten, sehr viel Kraft und Zeit investieren, um in naher Zukunft wieder positive Schlagzeilen zu schreiben.
sl / gp